Wir und die Musik

Über das Zusammenwirken von Kunst und Politik

Kultur als identifikationsstiftendes Element politischer Arbeit

Um die folgenden Ausführungen besser zu verstehen, ist es wichtig, den Einfluß von Gefühlen auf das menschliche Wesen als allgegenwärtig zu bejahen. Wird dieses Denken abgelehnt, so können meine Worte in diesem Sinne nicht verstanden werden – von den Gegnern unseres Volkes und der Völker überhaupt wird dieses jedoch umsomehr begriffen.

Aus der Überlieferung ist die Geschichte von den Trompeten von Jericho (einer Stadt in Judäa) bekannt. In dieser wird berichtet, wie die Trompetenklänge der heranrückenden feindlichen Armee in den Verteidigern eine derartige Furcht auslöste, daß ihnen der Mut sank. Zwar berichtet die Bibel von einem „Einsturz der Mauern“ – dieses ist jedoch eher symbolisch zu verstehen.

Die römische Geschichtsschreibung berichtet davon, daß ihre Legionen durch den Kampfgeschrei der Germanen in Angst und Schrecken gerieten. Dem Gegner wurde auch durch die Töne eine derartige Kampfkraft zugemutet, daß bei den eigenen Truppen die Signale der Feinde die Kampfkraft zersetzten. Musik als Mittel der psychologischen Kriegsführung.

In der Neuzeit wurden diese Mittel dann bis zur Vollkommenheit ausgearbeit und benutzt. So gab es im Ersten und Zweiten Weltkrieg eine größere Anzahl von Stäben, Behörden und Armeeeinheiten, die sich nur mit der „geistigen“ Kriegsführung beschäftigten.
So gab es im Dritten Reich ganze Propagandakompanien, deren Kriegsberichterstatter gezielt die Wehrkraft im Volke zu steigern hatten. Die Offenheit dieser „Werbung für ein Ziel“ wurde durch die damalige Staatsführung wohl einzigartig dargelegt – es gab einen Minister für „Volksaufklärung und Propaganda“ – wobei unter Aufklärung laut Duden ein „ins Bild setzen“ und „belehren“ verstanden wird (also noch eher wahrheitsgemäß eingeschätzt wird), unter Propaganda aber die „politische Werbung“ nicht unbedingt als wahrhaft verstanden werden muß.
Andere Staaten zeigten diese Ehrlichkeit über ihrer Propagandisten nicht. So wurde gerade in den Vereinigten Staaten und Großbritannien die Propaganda immer subtiler, zu deutsch „feiner gegliedert und daher schwerer zu durchschauen“ eingesetzt. Während z.B. die Gleichschaltung der Presse im Dritten Reich offensichtlich war, wurde dieses in den anderen Staaten für einen Außenstehenden nichterkennbar durchgeführt – wie heute auch! Im Kriege waren daher die Methoden dieser Einwirkung auf die Psyche eines Menschen auch sehr unterschiedlich und zeigt uns auch heute noch sehr gut die unterschiedliche Wesensart der Völker, auf die gewirkt werden sollte und auch die Bereitschaft der Durchführenden, die mit Ihren Methoden durchaus „bis unter die Gürtellinie“ gingen. Während man in der Sowjetunion eher platt und übertrieben Propaganda führte, war diese in Deutschland feiner, aber hatte noch seine Grenzen. Die Meister der Propaganda hatten aber die englischsprachigen Gegner. So wurde unter Sefton Delmer (dem Auslandskorrespondenten der DAILY EXPRESS) die „Schwarze Propaganda“ geschaffen, die mit geschicktesten „Lügen, Verdrehungen und Falschberichten“ wohl keine Möglichkeit ausließ, den die Propaganda bot. Diese im einzelnen hier aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen, da dieses hier nicht das Thema ist. Ich kann aber nur jedem Interessierten raten, sich mit Delmer und seinen „Leuten“ näher zu beschäftigen, zumal sich dieser auch offen zur „Greuelpropaganda“ bekannte; keine noch so miese Lüge war verboten.

Wer begriffen hat, wie Propaganda bereits vor über 50 Jahren betrieben wurde, welchen Einfluß gewisse Kreise durch Presse und Rundfunk auf eine bestimmte „Zielbevölkerung“ hatte – der kann vielleicht auch erahnen, was danach bis in die Gegenwart für Möglichkeiten unseren Gegnern offenstanden und was unter dem erklärten Ziel der „Umerziehung der Deutschen“ durchgeführt wurde.

Als ich Mitte der 80er Jahre meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisten durfte (und dort erstmals richtig die Schattenseiten und Heucheleien der ach so „ehrenwerten bundesrepublikanischen Gesellschaft“ erkennen konnte), hatte ich neben vielen langweiligen Dienststunden aber auch durchaus aufschlußreiche. Da ich bei der PSV (Psychologischen Verteidigung) eingesetzt war – einer nicht sehr bekannten Spezialeinheit, die durch den Kalten Krieg geschaffen wurde und bereits zu meiner Dienstzeit in Auflösung stand – waren in unserer Kaserne keine Mengen von Kampfmitteln zu finden, sondern Lautsprecherfahrzeuge, Antennentrupps und Tonstudiogeräte. Während eines Manövers, als ich Wachestand, wurde im nahegelegenen Waldstück bei Nebel und Kälte durch Unimog-Lautsprecher-Fahrzeuge die Filmmelodie des „Spiel mir das Lied vom Tod“ geprobt.
Obwohl hier kein wirklicher Kampfeinsatz stattfand und auch für mich keine Gefahr bestand, spürte ich das Unbehagen und die Furcht, die in mir hochkam. Gleiches empfand ich später, als bei einer anderen Übung die Titelmusik des Kinofilms „Das Boot“ abgespielt wurde. Wer den Film kennt, sich das bedrückende Gefühl eines eingeschlossenen U-Boot-Mannes bei ankommenden Schraubengeräuschen der feindlichen Wasserbomben-Schiffe vorstellt, der kann vielleicht auch nachempfinden, wie man sich in einem gottverlassenen Waldstück im Oberharz vorkommt, wenn aus der Waldestiefe diese Musik erklingt. Ich hatte damals nebenbei die psychologische Kriegsführung spüren können.

Stellen wir uns vor, wie die Kriegsgegner Deutschlands 1945 vor der Entscheidung standen, die „Reeducation“, die Umerziehung durchzuführen. Während die eine Seite meinte, man müsse die Deutschen restlos brechen, die Männer sterilisieren, die Frauen zum Geschlechtsverkehr mit Fremden mit anschließender Schwangerschaften anregen, meinte eine andere Seite, dieses eben nicht mit Gewalt durchzuführen. Man setzte lieber auf „Salamitaktik“ und behutsame Veränderung, die aber in der Tiefe letztlich radikaler und entgültiger sein sollte. Dabei sollte eine geschickte Veränderung in allen Lebensbereichen erfolgen, die mit den Jahren immer weiter fortschreiten und durch andauerndes Wiederholen soweit führen sollte, daß die „Zielgruppe“ letztlich freiwillig und ohne eigenes Nachdenken Dinge mitmacht und für richtig hält.

Jeder Leser möge selbst entscheiden, welche „Umerziehung“ unseres Volkes zum Zuge kam – und wie die gelungene Durchführung heute „Früchte“ trägt. Ich möchte hier nun ein Beispiel geben:

Während man 1945 auch den Plan des Hungertodes, der Überfremdung und somit der biologischen Auslöschung deutschen Lebens hatte, der aber damals nur begrenzt durchgeführt wurde (z.B. der Hungertod von deutschen Kriegsgefangenen in Alliierten Lagern), erleben wir heute, daß viele „Bundesbürger“

1. ihre eigenen Kinder freiwillig abtreiben, sprich umbringen
2. auf eigenen Nachwuchs freiwillig verzichten
3. die Erziehung der Nachkommen freiwillig und verantwortungslos vernachlässigen
4. den natürlichen Fortpflanzungstrieb freiwillig nicht als Mittel zum Zweck, sondern als „Lebensinhalt“ verstehen
5. durch Brot und Spiele freiwillig den Blick auf des Wesentliche aufgeben
6. in freiwilliger Abhängigkeit vom Zeitgeist wie ein Drogenabhängiger leben.

Ist dieses alles nur „Zufall“ – oder letztlich nicht vielmehr das Ergebnis einer gezielten psychologischen Kriegsführung der Feinde unseres Volkes? Wenn letzteres möglich ist, so muß man sich fragen, wie dieses geschah und wie es überhaupt durchführbar war.

Vom Schriftsteller Dr. Hans Grimm wissen wir von einem Gespräch, welches dieser kurz nach der Kapitulation der Wehrmacht 1945 mit einem höheren alliierten Besatzungsoffizier hatte. In diesem Gespräch äußerte sich Dr. Grimm dahingehend, daß die Feindpropaganda während des Krieges sehr geschickt angelegt war, nun aber nach dem Siege der Alliierten ihren Sinn erfüllt hätte und beendet werden könne. Der Offizier gab sich zu erkennen als einer der Propagandisten und teile deutlich mit, nun erst richtig mit der Propaganda anzufangen.

Will man Menschen nicht nur oberflächlich umerziehen, so muß man lange Zeit gezielt mit Mitteln auf sie einwirken, die bei einfachen und naiven Personen schneller, bei kritischen und selbstbewußten etwas länger brauchen. Je früher im Leben eines Menschen diese „Erziehung“ einsetzt, um so unbewußter wird diese von der Zielperson übernommen und befolgt.

Versuchen wir uns vorzustellen, wie 1945 die Ausgangslage war. Das Land geschunden, die Männer zumeist in Kriegsgefangenschaft oder gefallen, überall Hunger und Not, die alte Führung der Deutschen außer Kraft und der Gegner im Besitz aller Macht. Im Prozeß von Nürnberg spielte man sich als „Richter“ auf und bestrafte Menschen für etwas, was man selber tat bzw. auch getan hatte. Die führungslosen Deutschen wurden gezielt über die Schlechtigkeit ihrer alten Führung „informiert“, jede Gegenstimme verboten, alle Medien kontrolliert und die gespaltene Nation durch „Uncle Sam“ veramerikanisiert, durch „Uncle Joe“ sowjetisiert. Die Bösewichter wurden festgelegt: Die „Nazis“ und gewissenlose Militärs. Alle wurden jedoch noch nicht schuldig gesprochen – man brauchte ja noch die „Erlebnisgeneration“ für die eigenen Ziele. Getreu dem Motto: „Gut, ihr seid dem Adolf gefolgt – aber nun könnt ihr euch freischaffen. Macht bei uns nur tüchtig mit – bewahrt eure guten Eigenschaften wie Fleiß und Gehorsam und helft mit, diese Welt besser zu machen“! Die Frontgeneration wird erst heute, ein halbes Jahrhundert danach durchweg als „Hitlers willige Helfer“ verunglimpft. Gleichzeitig besetzte man alle Ämter und wichtigen Posten mit Anti-NSlern oder zumindest willigen Mitläufern der „neuen Zeit“. Die Herausgeber der wenigen neuen Zeitungen und anderen Druckerzeugnisse mußten gewisse „Fähigkeiten und Voraussetzungen“ mitbringen. Die Hochschulen wurden wie auch alle Behörden „entnazifiziert“ und Mitarbeiter in viel höherem Umfange als dies 1933 geschehen war ersetzt. So wurden die Voraussetzungen für die Bombardierung der deutschen Seele geschaffen. Die mögliche Opposition der Deutschen war in Gefangenschaft, lebte nicht mehr oder war mit Berufsverboten bedacht und somit im Kampf um das eigene Überleben vollauf beschäftigt.

Ich selber besitze eine größere Schallplattensammlung – dabei auch eine mehrere Dutzend Platten umfassende Schlagersammlung von 1930 bis 1950. Es ist äußerst aufschlußreich, wie mit dem Jahre 1945 hier der Jazz und in der Folge der Rock‘n Roll Einfluß gewinnen. Nicht etwa, weil das Volk damals danach verlangte, sondern weil dieses von den Besatzungsmächten der Westzonen so befohlen wurde. Während 1941 selbst in einem Schlager wie z.B. von Wilhelm Strienz mit „Heimat, deine Sterne“ so volksnahe Themen wie Heimatliebe melodiös dargestellt wurden und später eine Ablenkung vom bösen Kriegsalltags noch mit fröhlicher Zuversicht wie z.B. von Zarah Leander mit „Davon geht die Welt nicht unter“ im Rundfunk gespielt wurden, ist der Richtungswechsel 1945 nicht zu übersehen: Plötzlich spielt ein Orchester Lubo d‘ Orio einen Slowfox mit dem Titel „Sentimental Journey“, Peggy Lee kommt mit „It’s A Good Day“ und Jo Stafford And The Pipers spielen „On The Sunny Side Of The Street“. Zum „deutschen Alibi“ kommen zwar noch Schlager wie von Evelyn Künneke (die später wie eine tanzende Tonne eher abschreckend für Kunstliebhaber wirkte) mit „In Tirol steht ein Berg“ dazu – trotzdem: Die Zeit hatte sich geändert. Statt dem Rhythmus zu Walzer und Polka wurden plötzlich immer mehr Rumba, Boogie Woogie oder auch Melodien wie des Schwarzamerikaners Nat King Cole oder Musik von Sholom Secunda gespielt. Dieses merkt man als Nachkriegsgeborener auch bei Spielfilmen aus jener Zeit. Eine „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann mit Drehjahr 1944 hat etwas vollkommen anderes von Witz, schauspielerischem Können und Unterhaltungswert mit Niveau als ein „Bewältigungsstreifen“ wie „Die Mörder sind unter uns“ oder „Die Sünderin“ mit Hilde Knef aus dem Nachkriegsdeutschland. Glaubt da jemand an Zufall?

Es war 1945 wichtig, nicht zu stark mit der Umerziehung aufzufallen – wollte man doch die „Zielgruppe“ noch benutzen und gewinnen. Daher setze man nach einer Militärregierungszeit auch sehr schnell wieder „deutsche“ Vertreter in die Posten ein: Einen westbezogenen Konrad Adenauer als Politiker (während man dem sozialdemokratischen Kurt Schumacher mit seinem Nationalbewußtsein ablehnte), zuverlässige Medienvertreter von Rudolf Augstein mit dem SPIEGEL bis „Henry“ Nannen mit seinem STERN und viele andere, die im Nachkriegsdeutschland, sei es aus der Not, sei es aus Macht- und Geldgier, wieder nach oben kamen. So wurden die bis heute gültigen Macht- und Einflußbereiche der Systempresse damals festgelegt. Ein Markt wurde erschlossen – und wer dabei sein wollte, mußte sich den neuen Herren schon beizeiten andienen.

Im Bereich der Kunst war es nicht anders – auch hier kam nur zum Zuge, wer dem Alten abschwor und sich anpaßte. Gewiß wurden später manche Publikumslieblinge auch wieder gesehen oder gehört – aber ein Willy Birgel bekam genausowenig wie Otto Gebühr interessante Rollen, die mit den Filmen vor 1945 vergleichbar waren. Der Grund? Vielleicht weil diese von ihrem Wesen und den sie verkörpernden Rollen als „zu deutsch“ eingestuft waren. Otto Gebühr drehte während des Dritten Reiches viele Preußenfilme, in denen er Friedrich den Großen verkörperte und Willy Birgel war durch Filme wie „Reitet für Deutschland“ unvergeßlich ein Schauspieler aus der Zeit des „Großen Deutschen Films“. Heute wird man beide vergeblich bei alten Filmen, sofern diese überhaupt noch im US-orientierten BRD-Fernsehen gesendet werden, suchen. Mehr als Theo Lingen und Hans Albers sowie Marika Rökk darf man heute nicht erwarten.

Wieso beschreibe ich diese Zeit der Veränderung von 1945 so ausführlich? Weil es wichtig ist, diese Einflußnahme der Feindmächte von damals zu verstehen. Alles was heute ist, wurde zumeist 1945 vorbereitet, geplant oder durchgeführt. Viele Dinge, die uns Deutsche heute schmerzlich berühren und gerade die Nationalbewußten tagtäglich in den politischen Kampf führen, hatten damals ihren Anfang. Das Unverständnis oder auch die Blindheit nationaler Kreise und Parteien für diese Umerziehung ist auch Schuld an Fehlentscheidungen und Niederlagen der politischen „Nachkriegsrechten“.

Trotz einer eher ablehnenden Haltung zum NS waren bis in die 70er Jahre eine preußische Grundeinstellung und ein natürliches Empfinden in der deutschen Bevölkerung der Westzonen vorhanden. Die Familie war fester Bestandteil der Gesellschaftsordnung und Zeitzeugen ließen sich nicht alles einreden, da man sich an eigene Erlebnisse noch zu gut erinnern konnte. So konnte eine Umerziehung nur bedeuten, sich an die Erlebnisgeneration nur in behutsamer Weise zu nähern, die Nachgeborenen aber dafür um so kräftiger zu „erziehen“. Die Lockerheit des „American Way Of Live“ sollte hier der Köder an der Leine sein. Es galt, einen Graben zwischen die Generationen zu treiben. Und so verarbeitete die Film- und Musikindustrie Dinge, denen die Älteren oftmals nur ein Kopfschütteln entgegenbrachten, nicht aber den notwendigen Protest und Widerstand.

Aber bleiben wir bei der Musik. Fragt man heute einen Durchschnittsbürger danach, was für ihn Musik bedeutet, so wird man wohl bei der überwiegenden Bundesbürgermasse das gegenwärtige Programm der Unterhaltungsmusik zu hören bekommen: Von Tic-Tac-Toe über Modern Talking, von Musikanten-Stadl über Peter Maffay, bis hin zu Techno-Klängen im Stile der Großbaustelle. Hätte man vor 40 Jahren (immerhin schon zur Zeit der Bundesrepublik und des Wirtschaftswunders) gefragt, wären wohl völlig andere Antworten genannt worden. Genauso wie fast jeder Versandhauskatalog bewußt negroide und asiatische „Models“ in nichtrepräsentativer Form (sprich nicht-käuferschichtenbezogen) vorsetzt und sich von älteren Katalogen vor einigen Jahrzehnten vollkommen unterscheidet, hat sich auch die „Gesellschaftskultur“ geändert. War das Nachkriegsdeutschland bis in die 60er Jahre trotz Veramerikanisierung zumindest noch „deutschtümelnd“, so änderte sich dieses mit der sogenannten Studentenrevolte immer grundlegender. Ein Beispiel: War ein Robert Lemke mit seiner Sendung „Was bin ich?“ noch der Inbegriff des Pantoffelkinos, so hat heute eine „Gameshow“ im Niveaubereich der Talkshows von Hans Meiser, Ilona Christen oder Verona Feldbusch neue „progressivere“ Schwerpunkte gesetzt. Geld, Geilheit und Action sind Inhalte, ohne die fast keine „Show“ mehr auskommt. Allein die Veränderung auf der Mattscheide (besser „Verblödungsbirne“) innerhalb von 15 Jahren wird so selbst einem unbewußten Betrachter deutlich.

Aber zurück zur Musik. Es gibt neben der Architektur wohl kaum einen anderen nichtparteipolitischen Bereich, wo der Unterschied zwischen Vor- und Nachkriegsdeutschland deutlicher ist, als hier. Im Gegensatz zu anderen Kulturformen hat die Musik die Möglichkeit einer ständigen Beeinflussung, z.B. ständige Begleitmusik im Radio – heute sogar in Kloanlagen von Hotels, Kaufhäusern und Autobahnraststätten. Die Musik ist für manchen Zeitgenossen ständiger Begleiter – die Stille wird von vielen inzwischen schon als störend empfunden. Auch dieses ist ein Ergebnis der Umerziehung.

Die „steife“ deutsche Musik wurde unmittelbar nach der Besetzung des Reiches durch den lockeren Swing à la Glenn Miller ersetzt. Die Nachkriegsdeutschen, ohnehin unter Entzug von Abwechselung und Unbeschwertheit, bekamen so amerikanische Ware bzw. solche mit deutschem Mantel. Was so behutsam und sacht begann, steigerte sich dann mit der Zeit. Statt manchmal noch gefälligen Orchestermelodien ging es dann mit Bill Haley und Elvis Presley voll zur Sache. Hüftschwingend und mit Pomadentolle wurde ein Bruch mit dem klassischen Schlager vollzogen. Zur Beruhigung der Älteren sang Elvis auch schon mal das „Muß i denn…“ im Amistil oder versuchte sich in sanfteren Rock-Klängen. Trotzdem wurde mit ihm und Schauspielern wie James Dean ein neuer „Vorbildtyp“ für die Jugend geschaffen.
Statt ritterlich war man plötzlich schwermütig, statt zuverlässig und treu war man locker und treibend. Frauengeschichten waren plötzlich nicht mehr hinderlich, sondern ein Zeichen von „Männlichkeit“. Der Rock’n Roll sorgte für grundlegende Veränderung im Tanz (europäische Tanzformen waren plötzlich etwas für „Alte Säcke“) und in der Musik (auch die Klassik galt als verstaubt). Waren sogar im Nachkriegsdeutschland Jugendbünde und das deutsche Volkslied noch gesellschaftsfähig, so wurde plötzlich das verräucherte Tanzlokal und der „Pfarrer mit der Jazztrompete“ zum Inbegriff der neuen Zeit. Das Alte wurde zwar nicht offen bekämpft oder verboten – eher lächerlich gemacht und nicht mehr erwähnt. Alte Werte waren nur noch etwas für „die Alten“ – die Jugend wurde amerikanischer. Das Moped und die Jeans wurden zum Symbol jüngerer Kreise, Marilyn Monroe mit ihrer gespielten Unschuld und einem dirnenhaften Gesäßwackelgang wurde zum „Vorbildweib“. Echte Vorbilder wie z.B. der höchstausgezeichnete Stuka-Pilot Hans-Ulrich Rudel wurden in den neuen Illustrierten trotz seiner Jugendlichkeit verschwiegen, als „ewiggestrig“ oder als verwerfliche Mordmaschine dargestellt. Flüchtige Liebesabenteuer ersetzten feste Bindungen. Und all das wurde in den Schlagern auch so besungen oder zumindest für die Jugend so als neu und toll verstanden. Ideale wurden ausgetauscht, verlogene Scheinwelten geschaffen – und es waren nicht nur amerikanische Möchtegernvorbilder, die hier dargeboten wurden. Jedem wurde das gegeben, wonach ihm war, aber nur in einer Menge, welchee die Umerziehung nicht deutlich erkennen ließ. Wenngleich ein Peter Kraus als braverer „deutscher Elvis“ für heutige Verhältnisse fast als harmlos einzustufen ist – er hatte in den ausgehenden 50er Jahre mit seinem „Sugar Baby“ auch seinen Platz in der Umerziehung. Nur ging diese weiter, wurde krasser und schriller, immer entwurzelter, so daß selbst frühere Umerziehungsepochen heute fast wie „heile Welt“ auf den gegenwartsgeschädigten Volksgenossen wirken müssen.

Die Jugend hat schon immer das Überlieferte nicht einfach so angenommen und der Drang eines Aufbegehrens ist uralt. Während sich dies jedoch vor dem Ersten Weltkrieg in der Jugendbewegung äußerte, die rucksackbepackt in die Wälder zog und mit den Landsknechtsliedern gegen die bürgerliche Welt der Spießer ansang, nutzten in der BRD „clevere“ Geschäftleute mit Duldung der Regierenden diesen natürlichen Drang der Jugend und mißbrauchte ihn. Die Jugend wurde als Käuferschicht entdeckt – der Markt spielte sich darauf ein. Die Gesellschaft wurde zwar kinderfeindlicher (was die klassische Familie betraf), aber sie ging stärker auf jüngere Kreise ein, wenn es um Musik, Disco, fahrbaren Untersatz, Film und Fernsehen usw. ging. Die Jugend wurde den Eltern entfremdet und diese standen oftmals mehr als ohnmächtig vor der „Neuen Zeit“ und ihren Nachkommen. Die Eltern wurden abfällig als „die Alten“ bezeichnet, die sowieso gruftig und scheintot erscheinen – während die Jüngeren bewußt zu dümmlich-konsumierenden Einzelwesen vom System erzogen wurden. Die Oberflächlichkeit wurde fester Bestandteil der neuen „Jugendbewegung“, die nicht von sich aus entstand, sondern geschickt verabreicht wurde. Dabei spielte die natürliche Sucht des Menschen nach Vergnügen eine große Rolle – man benutzte diese menschliche Schwäche. Der Musik kam dabei größte Bedeutung zu.

Es ist vielleicht doch ganz aufschlußreich, was aus den o.g. Idolen wurde – denn diese standen für eine Generation: Elvis Presley starb 42jährig alkohol- und tablettensüchtig, Marilyn Monroe war ebenfalls tablettensüchtig und nahm sich mit 36 Jahren das Leben, der jugendliche Rebell James Dean war schon früh als Sportwagenfahrer tödlich verunglückt. Diese Liste ließe sich durch die nachfolgenden „Jugendidole“ des besetzten Deutschlands weiter fortsetzen.

Der nächste Vollangriff auf die „Gesellschaft“ wurde durch die „Beatles“ geführt. Mit ihnen kamen, im Gegensatz zu manchen Schlagertexten, nicht nur Flachheiten, sondern durchaus melodische und auch inhaltsreiche Lieder. Die außergewöhnliche Begabung, besonders von John Lennon und Paul McCartney, sowie eine geschickte Vermarktung schlug wie eine Bombe auf den vorbereiteten Jugendmarkt ein. Während die Beatles noch in jüngeren Jahren mit Krawatte und Anzug auftraten, veränderte sich ihr Stil mit zunehmender Bekanntheit. Spätere Drogenausschweifungen, längere Haare und auch die Ehe von Lennon mit einer Asiatin brachten dieser angehimmelten Band zwar ein Ende, wirkten aber auf die „Fangemeinde“ als Ausdruck der neuen Zeit. Fremdrassige und Drogen wurden gesellschaftsfähiger, und die Coca-Cola ein bezahlbares Zeichen für Protest und Lebensfreude. Mit den Beatles ist die Saat der Frankfurter Schule, die für die 68er-Bewegung und linksliberale „Kulturrevolution“ verantwortlich ist, in Deutschland aufgegangen. Die Aneinanderreihung von Musikgruppen wie die „Rolling Stones“ oder die „Doors“, später der „Sex Pistols“ oder „Hot Chocolate“ könnte bis in unsere Tage fortgesetzt werden. Trotz gewisser Unterschiede im Musikstil einigt alle das Ausleben, ausgeflippte Musik, Drang zu Drogen oder ausschweifende Sexphantasien. Bildzeitungsgerecht aufgemachte Skandale von Orgien im Hotelzimmer, zertrümmerten Bühneneinrichtungen und Polizeiverhaftungen waren die Folge. Gleichzeitig kam über den großen Teich die „Flower-Power-Bewegung“ und das „Woodstock-Festival“. Mit „Make Love – Not War“ hielt wieder eine neue Epoche „der amerikanischen Segnungen“ in Deutschland Einzug. Musicals wie „Hair“ oder die „Rocky Horror Picture Show“ brachten ganz neue Ausschweifungen, die nun nicht nur am Rande eines Musikerlebens stattfanden, sondern bewußt als Inhalt eine ganzen Musikinzenierung füllte. Perversitäten, wie das Transvestiten-Gehabe aus der „Rocky Horror Picture Show“, hat heute bereits in der Gegenwart solche Wunden geschlagen, daß einerseits Transvestiten-Shows der „Schwuchtelzunft“ von Mary und Co. Vorzeigeprogramm für Theaterhäuser sind und andererseits ganze Gymnasiumsjahrgänge als besondere Herausforderung in der Theater- und Musik-AG die „Rocky-Show“ zum Stolz ihrer Eltern und Lehrer aufführt. Perversität als Unterrichtsstoff. Getreu einem CDU-Wahlkampfmotto: „Weiter so, Deutschland!“

Mag einem noch nicht ganz verblödeten Zeitgenossen die musikalische Gegenwart mit Hip-Hop, Techno-Hammer und „Negergestöhne“ noch so unerträglich auf den Geist gehen – es ist letztlich nur die logische Fortführung eines geschickt durchgeführten Programms. Von Jimmy Hendrix als „farbigem Wundergitarristen“ führt ein Weg direkt in die Musikkanäle der Unterhaltungsindustrie von MTV und VIVA. Und Hendrix ist die Fortsetzung dessen, was bereits Mitte der 50er Jahre in Deutschland zu hören war. Selbst Michael Jackson als „Kunstmensch“ weißer Farbe mit negroider Abstammung ist nur die Fortsetzung dessen, was bereits üblich war. Und auch Ilja Richters Fernseh-„Disco“ oder die Vorzeigesänger für eine Multi-Kulti-Welt wie Roberto Blanco oder die „Les Humphries Singers“ sind nur „Nachfolgeprojekte“ und Mosaiksteine im Umerziehungsspiel. Dabei hatte auch ein Dieter Thomas Heck und seine „ZDF-Hitparade“ mit inhaltslosen Musikblasen seinen festen Platz am Industrie- und Umerziehungshimmel.

Ich möchte aber nicht den falschen Eindruck entstehen lassen, alles ist und war schlecht und jede Musik von 1945 bis zur Gegenwart wäre durch unsere Gegner geschaffen und gesteuert gewesen. Es gibt immer eine Selbstbewegung, immer

Auszug aus dem Artikelabdruck in:
ALLES GROSSE STEHT IM STURM, Stuttgart, 1999

 

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