Künstlerplaudereien

Interview mit Hannes Wader, gefunden in der „taz“ vom 01.02.2014

„-Vor ein paar Jahren hat der rechtsradikale Liedermacher Frank Rennicke Ihren Song „Es ist an der Zeit“, eine Hymne der Friedensbewegung, nachgespielt.

-Ja, das war ein Schlag. Ich bin im Stuttgarter Theaterhaus aufgetreten und saß danach noch mit Freunden zusammen. Da kommt ein Mann im Trenchcoat rein, legt mir eine Scheibe auf den Tisch und sagt: Ich wollte Ihnen mal zeigen, was ich so mache, Wiederseh’n. Weg war er. So habe ich davon erfahren, dass er mein Lied gecovert hat. Ich habe dann den Verlag kontaktiert, aber man kann dagegen rechtlich nichts machen.

-Rennicke hat kein einziges Wort verändert, trotzdem bekam der Song eine völlig andere Bedeutung. Lässt einen so etwas nicht grundsätzlich zweifeln an dem, was man da tut?

-Nein, nicht so sehr, wie man vielleicht denken könnte. Denn theoretisch hatte ich das schon im Hinterkopf, dass so etwas passieren kann. Das ist ja auch schon oft genug passiert: Das Horst-Wessel-Lied war ursprünglich ein Rotfront-Lied, dann wurden zwei Worte ausgewechselt und es war ein faschistisches Lied, bekam die gegenteilige Bedeutung. Mir passiert das ja selbst mit meinen eigenen alten Liedern, die durch einen veränderten Zeitgeist plötzlich wieder aktuell werden und eine andere Bedeutung annehmen vor einem veränderten gesellschaftlichen Hintergrund – und das, obwohl sie zum Teil schon vierzig Jahre alt sind.

-Was halten Sie von Rennickes Version?

-Ich habe sie nie angehört.

-Warum?

-Ich wollte nicht. Ich hab mich nicht getraut.

-Hatten Sie Angst, das Lied dann selbst nicht mehr spielen zu können?

-Ja, vielleicht. “

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Kleine Antwort des Barden Frank an den Barden Hannes:

Hallo Gesangs“genosse“ Hannes,

danke für Dein großes Lob – es freut mich, wenn Du Dich meiner nach so vielen Jahren noch so gut erinnern kannst! Auch, wenn der Auftritt seinerzeit in Böblingen und nicht in Stuttgart stattfand, und ich übrigens eine Winterjacke und keinen verfassungsschutzmäßigen „Trechcoat“ getragen habe.
Aber im höheren Alter und nach so vielen Jahren bringt man schonmal Sachen durcheinander.
Das war bei Johannes Heesters nichts anderes.

Aber der hätte bestimmt Lieder die ich von ihm nachgesungen habe auch mal angehört! Nunja, Holländer sind manchmal doch etwas humorvoller und lockerer als so mancher Westfale.

Meinst Du nicht auch, „es ist an der Zeit“, einfach den Mut aufzubringen mal in meine Scheibe reinzuhören und zu erkennen, dass es vielleicht sogar Gemeinsames geben könnte?

Getreu dem Dir doch sehr bekannten Mao „der Feind meines Feindes ist mein Freund!“

Und nach zwei Flaschen Rotwein (und dieses Angebot habe ich Dir schonmal gemacht zu einem offenen, konstruktiven Gespräch unter Gesangskollegen) bekommen wir bestimmt auch ein neues „Horst-Wessel-Lied“ oder meinetwegen auch ein „Friedrich-Engels-Lied“ hin.

Die Begeisterung für irische Musik teilen wir ja beide. Ich würde dann auch meine irische Trommel mit zum Einsatz bringen!

Also, lass uns gemeinsam aufstehen gegen „Rechts“ (Links sind ja die Sozialisten/Kommunisten, also Antikapitalisten, also sind Rechts die Kapitalisten, und ich als Anhänger des dritten Weges, also der Mitte, suche schon lange einen geeigneten Mitmusikanten gegen „One-world-Globalismus“, die „Fremdenfeindlichkeit“ (gegen Deutsche) und für den selten so bedrohten Weltfrieden) und lass uns was Hübsches musizieren!

Glaube es mir, die Leute da draußen warten auf Deine und meine Lieder!

In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute, bleibe uns noch lange erhalten und werde wieder zu dem, der Du mal warst!

Dein musikalischer Freund
Frank Rennicke

NS: (steht für Nachschrift) Wollen wir beide nicht mal Bolivien besuchen oder bis Venezuela vordringen? Ich glaube, Du wärst überrascht, wieviel „nationaler Sozialismus“ durch Leute wie Hugo Chavez und Mitstreiter gegen den US-Imperialismus dort praktiziert wurde! Na komm, trau Dich!

 

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